Wenn in Unternehmen die Rede von Hochsensibilität ist, denken die meisten Menschen sofort an negativ besetzte Beschreibungen wie „überempfindlich“. Nur ist dieses Vorurteil komplett falsch und ich denke, es ist schon lange an der Zeit, dieses zu überwinden. Deshalb spreche ich in diesem Blogbeitrag über die Wahrheit hinter dem Wörtchen „Hochsensibilität“.

Was ist Hochsensibilität?

First things first: Hochsensibilität ist KEINE Krankheit oder Charakterstörung. Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Im Fall von Hochsensibilität zeichnet sich dieses Merkmal durch die besonders intensive Feinfühligkeit aus.

Wenn wir von intensiver Wahrnehmungsfähigkeit als Persönlichkeitsmerkmal (aka. Hochsensibilität) sprechen, ist es natürlich wichtig zu wissen, was mit „intensiv“ gemeint ist.

Eines kann ich schon mal vorwegnehmen, es gibt nicht DEN einen hochsensiblen Menschen, keinen Wert, der zwischen intensiver und „normaler“ Wahrnehmungsfähigkeit unterscheidet. Denn es gibt ganz einfach keine schwarz-weiß Unterscheidung zwischen hochsensibel und nicht-hochsensibel.

Stattdessen ist die Wahrnehmungsfähigkeit von Menschen ähnlich wie die Körpergröße oder Intelligenz verteilt. Diese Verteilung entspricht einer Glockenkurve. In der Mitte der Kurve liegt der Durchschnitt, der bei den meisten Menschen verbreitet ist. Rechts und links des Durchschnitts gibt es zum einen die Menschen, die besonders robust sind und die, die eine besonders hohe Wahrnehmungsfähigkeit haben. Es gibt also jede Menge Zwischenstufen. Ob du deine Sensibilität als besonders hoch, etwas höher als der Durchschnitt oder vielleicht eher niedrig einordnest, liegt ganz bei dir.

Insgesamt liegen etwa 20 bis 30 Prozent der Menschen im Bereich der Hochsensibilität. Und diese 20 bis 30 Prozent haben wiederum jeweils ihren ganz individuellen Grad der Wahrnehmung. Du siehst, Hochsensibilität lässt sich ganz einfach nicht auf ein bestimmtes Bild reduzieren.

Aber woran kannst du es nun erkennen?

Hochsensibilität umfasst eine ganze Facette an Merkmalen und Eigenschaften. Allgemein kann man sagen, dass eine verstärkte Wahrnehmung auch zu einer stärkeren Reaktion auf innere und äußere Reize führt. Diese höhere Wahrnehmungsfähigkeit kann sich auf alle der fünf Sinne in unterschiedlicher Intensität erstrecken.

Menschen mit einer hohen Feinfühligkeit fühlen sich daher in Situationen mit vielen, auf sie einströmenden Reizen schnell unwohl. Das muss nicht gleich ein Konzert mit schriller Musik, tanzenden Lichtern und einer Menge kreischender Fans sein, sondern auch in ganz alltäglichen Situationen macht sich Hochsensibilität bemerkbar. Ist die S-Bahn mal wieder zu voll oder die Straße zu laut, macht das hochsensiblen Menschen ganz besonders zu schaffen, denn ein besonders wahrnehmungsfähiges Nervensystem muss viel mehr Informationen in kurzer Zeit verarbeiten.

Diese Eigenschaften von Hochsensibilität hören sich vielleicht erstmal wie ein Hindernis für den modernen Menschen an, aber zu Hochsensibilität gehört noch viel mehr als das. Weil hochsensible Menschen auch auf die kleinen Dinge achten, spricht ihr Bauchgefühl oft Bände und sie können neue Situationen und fremde Menschen oftmals viel schneller einschätzen als ihre Mitmenschen. In der Forschung ist man außerdem zu der Erkenntnis gekommen, dass es einen Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Kreativität gibt. Man weiß mittlerweile, das hochsensible Menschen ein hohes Kreativitätspotential haben.

Hochsensibel im Alltag

Man kann tausende von Seiten füllen, wenn man über die Theorie hinter Hochsensibilität spricht – und es gibt viele unglaublich interessierte WissenschaftlerInnen die das bereits getan haben – aber was uns an dieser Stelle am meisten interessiert, ist wie sich Hochsensibilität im (beruflichen) Alltag lebt und wie sie unser Leben bereichert.

Wie ich vorher schon angedeutet habe, ergeben sich aus der Gabe einer hohen Wahrnehmungsfähigkeit auch einige Herausforderungen. Die erste und besonders häufig auftretende Schwierigkeit für hochsensible Menschen ist ziemlich offensichtlich: wer hochsensibel ist, wird schnell von allen Seiten mit Reizen überflutet und neigt daher dazu, auf Situationen, die andere Menschen vielleicht einfach nur als nervig wahrnehmen, besonders empfindlich zu reagieren.

Auch die nächste vermeidliche Schwäche entsteht, wenn hochsensible Personen auf eine schlechte Umgebung treffen. Durch ihren hohen Gerechtigkeitssinn und dem Bedürfnis die eigenen Werte nach außen zu leben (hochsensibel zu sein bedeutet schließlich auch auf innere Reize verstärkt zu reagieren!), belasten sie Situationen verstärkt, in denen sie Ungerechtigkeit wahrnehmen oder in denen sie gegen ihre Wertevorstellungen handeln müssen.

Ein weiteres Phänomen, das bei vielen Personen mit hoher Wahrnehmungsfähigkeit auftritt, ist, dass die von außen auf sie einströmenden Reize und die Emotionen anderer Menschen mit ihren eigenen Gefühlen und Gedanken zu verschmelzen zu scheinen. Dadurch kann es passieren, dass man in den negativen Emotionen anderer Personen untergeht.

Der größte Nachteil an Hochsensibilität ist aber wahrscheinlich, dass man sich leider immer wieder anhören muss, man sei überempfindlich und solle sich doch bitte wieder einkriegen.

Wenn dir das jemals vorgehalten wurde, dann lass dich auf keinen Fall einkriegen. Denn Hochsensibilität ist auch eine echte Wunderwaffe!

Fünf Gründe warum Hochsensibilität eine Gabe ist:

Empathie: Wer Hochsensibel ist, kann sich oftmals auch automatisch besser in andere Menschen „hineinfühlen“. Daher wissen sie auch schnell, was ihr Gegenüber braucht und was ihn bewegt.

Feine Wahrnehmung und Intuition: Dank einer niedrigeren Wahrnehmungsschwelle nimmt jemand der Hochsensibel ist, viel mehr Details wahr und kann Probleme dadurch nicht nur schneller erkennen, sondern auch die Passende Lösung finden. Durch ihre ausgeprägte Beobachtungsfähigkeit haben sie intuitiv meistens den richtigen Riecher.

Verbundenheit mit ihrer Umgebung: Dank ihrer Empathie und Feinsinnigkeit, können hochsensible Menschen eine gute Verbindung zu ihrer Umgebung und ihrer Mitmenschen aufbauen. Wenn du hochsensibel bist, dann hast du wahrscheinlich ein besonders ausgeprägtes Bewusstsein für Zusammenhänge in deiner Umgebung.

Kreativität: Wer Hochsensibel ist tendiert dazu besonders ideenreich und kreativ unterwegs zu sein. Klar, wen man so viele Informationen aufnimmt, muss man sie schließlich auch verarbeiten.

Sinn für Gerechtigkeit: Das habe ich ja auch schon angesprochen als es um die Herausforderungen ging. Weil hochsensible Menschen auch eine ganz besondere Beziehung zu ihren eigenen Werten haben, erkennen sie schnell, wenn etwas falsch läuft und können schnell einschreiten.

Entscheidend ist vor allem das Umfeld, in dem eine hochsensible Person lebt und arbeitet. Hochsensibilität braucht den richtigen Nährboden, um aufblühen zu können. Als Gesellschaft sollte es unser Ziel sein, diesen Nährboden bereitzustellen. Denn jedes gute Team braucht neben robusten Kämpfernaturen auch feinfühlige Beobachter, die den richtigen Weg finden können. Hochsensibilität ist schließlich eine weitere Fähigkeit, die besonders im Business, im Zwischenmenschlichen und auch in allem, was mit Kreativität zu tun hat, von Vorteil ist.

Ich freue mich riesig auf eure Sichtweise. Wie seht ihr das?

Eure Marika

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